Der Digitale Produktpass (DPP) kommt: Einblicke und Learnings aus dem Climate Lab

Gestern hatten wir die Gelegenheit, am Event „Der digitale Produkt-Pass ist gefordert: Wie starte ich am besten?“ im Climate Lab in Wien teilzunehmen. Angesichts der nahenden Regulierungen ist das Thema für viele Unternehmen brisanter denn je. Organisiert wurde die Veranstaltung unter anderem im Kontext der Projekte PACE-DPP und PASSAT sowie der Plattform Industrie 4.0, um Licht in den Dschungel der Anforderungen zu bringen.

Das Ziel des Nachmittags war klar: Unternehmen – vom Großkonzern bis zum KMU – Wege aufzuzeigen, wie sie sich dem „Monster“ Digitaler Produktpass (DPP) nähern können. Es ging nicht nur um theoretische Rahmenbedingungen, sondern um echte Praxisbeispiele und den Austausch mit Expert:innen. Hier sind unsere persönlichen Highlights und die wichtigsten Erkenntnisse, die ich für euch mitgenommen habe.

🚀 Die Highlights des Events

Besonders spannend war zu sehen, dass der DPP keine ferne Zukunftsmusik mehr ist, sondern bereits in konkreten Piloten lebt.

  • Praxisnahe Einblicke: Die Projekte PACE-DPP und Passat gewährte tiefe Einblicke in die Umsetzung. Wir sahen erste funktionierende DPP-Beispiele für Matratzen, Batterien und Textilien. Es macht einen großen Unterschied, diese Konzepte nicht nur auf Folien, sondern in der Anwendung zu sehen.

  • Innovative Datenträger: Ein technisches Highlight waren die vorgestellten Lösungen zur Identifikation. Für Matratzen wurde beispielsweise eine Kombination aus RFID und QR-Code gezeigt. Bei Textilien ging es sogar so weit, dass individuelle Nähte zur eindeutigen Identifizierung genutzt werden können und im Fall der Batterien waren NFC-Chips das Mittel der Wahl – eine faszinierende Verbindung von Handwerk und High-Tech.

  • Datenschutz & Zugriff: Ein großes Thema war die Frage: „Wer darf was sehen?“ Hier wurden innovative Lösungen für differenzierte Zugriffsrechte präsentiert. Nicht jeder Akteur in der Lieferkette benötigt (oder darf) Zugriff auf alle Daten haben.

  • Dezentrale Speicherung: Passend dazu wurden Konzepte vorgestellt, wie Daten sicher und dezentral gespeichert und verwaltet werden können (z. B. über Datenintermediäre), um die Datensouveränität der Unternehmen zu wahren.

  • Industrie-Talk: Der Fishbowl Talk mit Repräsentanten aus der Industrie war sehr dynamisch und bot ehrliche Einblicke in die aktuelle Stimmungslage der Wirtschaft.

💡 Meine größten Learnings

Neben den technologischen Showcases war vor allem die strategische Ebene und die Herausforderungen bei der Umsetzung lehrreich.

  • Digitalisierungsgrad als Hürde: Die automatisierte Bereitstellung von Daten ist oft noch Wunschdenken. Sie ist extrem stark vom jeweiligen Digitalisierungsgrad des Unternehmens abhängig. Hier klafft die Schere noch weit auseinander.

  • „Keep it simple“: Die schiere Menge an geforderten Informationen wirkt auf viele überfordernd. Ein wichtiges Learning war daher: Start small and Keep it simple. Es ist besser, einen einfachen DPP in Umlauf zu bringen und diesen laufend zu ergänzen, als an der Perfektion zu scheitern.

  • Daten-Sorgen: Es gibt nach wie vor große Bedenken, betriebsinterne Daten zu teilen. Hier braucht es Vertrauen und technische Sicherheitsgarantien.

  • Harmonisierung ist Pflicht: Ein spannender geopolitischer Aspekt: China setzt bereits DPPs ein und würde europäische Pässe anerkennen – allerdings nur unter der Bedingung der Gegenseitigkeit. Eine internationale Harmonisierung ist also unumgänglich, um Handelsbarrieren zu vermeiden.

  • KMUs brauchen Hilfe: Besonders kleine und mittlere Unternehmen fühlen sich allein gelassen. Es gibt einen klaren Ruf nach Unterstützung – sei es finanzieller Art oder durch konkrete Leitfäden zur Umsetzung.

  • Die Lieferkette ist der Schlüssel: Ohne eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Lieferkette ist der DPP nicht machbar. Transparenz beginnt beim Vorlieferanten.

  • Keine „One-Size-Fits-All“-Lösung: Jede Produktgruppe, und teils sogar Produkte derselben Art, benötigen individuelle Lösungen, die holistisch betrachtet werden müssen.

  • Zeitdruck & Regulierung: Der zeitliche Horizont zur Einführung ist, gemessen an der Menge der bereitzustellenden Daten, äußerst knapp. Der klare Wunsch der Unternehmen an die Politik: Mehr regulatorische Klarheit!

Fazit: Das Event hat gezeigt, dass der Weg zum Digitalen Produktpass steinig, aber machbar ist. Der Schlüssel liegt darin, jetzt anzufangen, Kooperationen zu suchen und nicht auf die „perfekte“ Lösung zu warten.

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